Wie Unternehmerinnen der Krise trotzen (III)
Unternehmerinnen trotzen Corona

Neuorientierung – Grafikwerkstatt im Grünen

Nicole Fally – Kommunikationsdesignerin

Digitalisierung ist für Nicole Fally kein Fremdwort. Seit ihrer Ausbildung in Wien ist die Kommunikationsdesignerin im Umgang mit Grafikbearbeitungssoftware bestens vertraut. Einfühlsam und kompetent vermittelt sie in Kursen, Workshops und Einzelcoachings die Nutzung von Photoshop, Illustrator und Co; bis zum Lockdown, der durch die Covid-19 Pandemie unumgänglich wurde. Aufgrund der daraus folgenden Kontaktbeschränkungen fand Nicole Fallys Lehrtätigkeit in sogenannten Präsenzseminaren ein jähes Ende.

Im Kontakt bleiben

Was lag näher, als das Kursangebot kurzfristig auf Online umzustellen. „Für den Kontakt mit bestehenden Kund*innen war das keine große Schwierigkeit.“, so Fally. Doch der „Switch“ von Präsenz auf Online ließ sich nicht eins zu eins denken. Die regelmäßigen Kurstermine an der VHS Bielefeld fungierten im direkten Kontakt als Multiplikation für Anschlussaufträge. Für Fally boten sie daher eine schöne Möglichkeit mit potentiellen Interessen*innen im Kontakt zu bleiben und Akquise zu betreiben. „Diesen Zulauf wieder in Gang zu setzen, ist derzeit meine größte Herausforderung,“ beschreibt die Kommunikationsdesignerin ihr Dilemma.

Energybreaks einbauen

Ein weiterer Schritt in Richtung Online war die Überarbeitung der Didaktik, also der Wissensvermittlung. Umfangreiche Kurskonzepte mussten für die digitale Umsetzung angepasst, die Arbeitszeit am Rechner aufgelockert und die Themen „in kleine Häppchen unterteilt“ werden. Dieser zusätzliche Arbeitsaufwand inspirierte Nicole Fally dazu, neue Ideen zu entwickeln. Als sie die Online Kurse vorbereitete, war ihr schnell klar, dass sie auch den Energielevel mit einplanen muss:

„Ich entwickelte kleine Einheiten mit Energybreaks, kurze Körperübungen, die bewusst die Konzentration vom Bildschirm auf den Menschen zurücklenken.“

Online im Team

War in Präsenzseminaren das Arbeiten im Team eher unerwünscht, da sich Teilnehmer*innen mehrheitlich die frontale Wissensvermittlung wünschten, „führt die Teamarbeit im Online Kurs zu einer angenehmen Auflockerung,“ weiß Nicole Fally aus ihrer Erfahrung. So entwickelte sie Arbeitsaufgaben für kleine Gruppen, die die Kernthemen wieder aufgreifen und das selbständige Umsetzen schulen. „Insgesamt“, so findet Fally, „sind aus der Umstellung schöne neue Ideen entstanden, die auch sehr gut zu einem späteren Zeitpunkt in Präsenzkurse einfließen und diese bereichern können.“

Eine Blume für Dich

Neben der Bewältigung der neuen Aufgaben, die Nicole Fally fordern, widmet sich die Gestalterin parallel eigenen Konzepten, die ihr „leicht fallen und Freude bereiten“. So hat sie mit: „Eine Blume für Dich – Aquarell im Postkartenformat.“ ein langjähriges Projekt aus der Schublade hervorgeholt. „Am Tag der Nachbarschaft, am 31. Mai 2020, werden die Karten ganz real und in Begleitung analog gewachsener Blumen hier am Kukucksweg 34 in Bielefeld verschenkt,“ freut sich Fally, „und danach können sie über meine Website bestellt werden. Das macht mir Freude, und mit ein bisschen Glück auch anderen.“

Unkompliziert und angenehm

Die Corona Krise hat für Nicole Fally, wie bei vielen anderen auch, zu Verwerfungen und Umbrüchen geführt, die zum Hinterfragen anregen. „Ist der eingeschlagene Weg noch der richtige für mich?“ Und vor allem: „Mache ich das, was mir Spaß macht und mir Kraft bringt?“ Für Nicole Fally hat die Unterbrechung zu einer Neuorientierung geführt in deren Prozess kreative Ideen entstanden. Im Sommer will sie in ihrem großen Garten „Sommer-Outdoor-Kurse“ im Grünen anbieten: „Die Grafikwerkstatt im Garten und achtsames Fotografieren in der Natur.“ Die Kurse sollen „möglichst unkompliziert in Bezug auf das Virus und verbunden mit angenehmen Erfahrungen“, sein, so wünscht es sich die Kommunikationsdesignerin.

Foto Nicole Fally: Veit Mette


Krisen sind Chancen. Was sich leicht sagen lässt, ist im harten Alltag der Corona Pandemie kein einfaches Unterfangen. Flexibilität und Kreativität sind gefragt, wenn es darum geht neue Wege zu gehen und vor allem braucht es eins: Durchhaltevermögen. Wir haben uns gefragt, wie Unternehmerinnen der Krise trotzen und selbständige Frauen aus Ostwestfalen-Lippe um ein Interview gebeten. Wir wollten wissen, welche Einschränkungen Ihnen die Krise bringt, aber auch welche Chancen sie bietet und welche Wünsche sie an eine Zeit nach der Covid-19-Pandemie haben. Die Serie soll selbständigen Frauen Mut machen kreativ zu denken und neue Wege zu finden, um gut durch die Krise zu kommen.

Text: Michaela Heinze, nette30 Kommunikation für das Frauenbranchenbuch OWL

Ausgezeichnet!

Urkunde Sonderpreis Corona-Berichterstattung geht an das Online Magazin des Frauenbranchenbuch-OWLDie Beitragsserie „Wie Unternehmerinnen der Krise trotzen“ wurde am 16.12.2020 von der Landesanstalt für Medien NRW mit dem „Sonderpreis für Corona Berichterstattung unabhängiger Medien“ ausgezeichnet.
„Sie (…) erweitern das Lokale Informationsangebot mit weiteren Perspektiven, indem sie sich engagieren und damit eine systemrelevante Aufgabe vor Ort erfüllen. Das ist tapfer, sympathisch und in allen Fällen nah dran. Es stärkt das Vertrauen in den Journalismus und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Weiter so!“
Jury

Prof. Dr. Henriette Heidbrink (Professorin für Medienmanagement & Online-Journalismus an der HMKW und HSRM),  Alexander Drößler (Manager digitale Transformation bei der Nordkurier Mediengruppe) und Stefan Malter (Journalistik-Dozent an der Uni Dortmund und Chefredakteur von NRWision)